Heimweg

Ich ging neben Britta – wie ich schon oft neben ihr gegangen war. Sie liebte den schnellen Schritt, und wie immer war ich schon nach den ersten hundert Metern ganz außer Puste!
"Können wir nicht etwas langsamer gehen?"
"Bitte!", rotzte sie mir nach und ging sofort geradezu absurd langsam.
"So langsam nun auch wieder nicht", raunte ich.
"Dir kann man aber auch nichts recht machen, Kindchen." Daß sie Kindchen sagte, ärgerte mich. Wir waren beide immerhin schon Vierzehn.
"Hör zu", sprach ich, "laß uns auf einer Bank eine Pause einlegen. Da können wir uns auch überlegen, wie wir es
deiner Mutter sagen."
"Mensch, hast du denn gar keine Kondition? Und schau dich doch mal um, siehst du hier irgendwo eine Bank? Es gibt auch keine, ich kenne diese Strecke gut." Ich hatte Mühe, ihr Tempo zu halten.
"Außerdem weiß ich schon, was ich ihr sagen werde. Das ist gar kein Problem." Ich wußte genau, was anlag, wenn Britta sagte, alles sei kein Problem, dann hatte sie Angst – große Angst. Aber natürlich verschwieg ich mein Wissen. Schließlich erreichten wir ihre Haustür. Britta tat als blicke sie souverän und drückte, etwas forsch, den Klingelknopf. Einen Schlüssel, sagte sie, brauche sie nicht, es sei immer jemand aus der Familie für sie da. Die Mutter öffnete und blickte ernst: "Du brauchst mir garnichts zu verheimlichen! Frau Schwalb hat soeben angerufen und mich über alles informiert.“ Wir taten, als würden wir ganz formell den Hausflur betreten, um unsere Jäckchen abzulegen, da gab die Mutter Britta eine schallende Ohrfeige. Meine Freundin mochte mich jetzt nicht ansehen, ich glaube, sie weinte. Die Mutter schimpfte: "Dir kann man aber auch nichts recht machen, Kindchen."

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