Roman: Rocknroll, Prolog

Ich bin schon immer vom Rocknroll fasziniert gewesen. Ich finde nicht nur die Musik gut mit ihrer betörenden Rohheit. Das ganze Image, der Mythos, der über diesem Phänomen schwebt wie ein Nebelschleier über einem kühlen See. Das Knistern in heiß-flirrender Luft. Das Beißen des Whiskys, der direkt aus der Pulle getrunken wird. Die Zigaretten, die bei jeder Gelegenheit aufglühen. Die unzähligen Hotels, durch die man in den Jahren wandert. Der Tour-Bus, der einen wieder in eine andere Stadt verfrachtet. Vor unvorstellbar vielen Menschen zu spielen, die zu einer einzigen großen Masse verschmelzen. Das Gekreisch und der Wahnsinn, der Sex und der Glamour, dieser extreme Lebensstil und die heldenhaften Untergänge. Diese kraftvolle und selbstaufopfernde Rebellion gegen die Normalität und Einöde des Alltäglichen.
Rocknroll vertritt etwas in mir, stimmt mit etwas in meinem Inneren überein. Er überzeugt mich, weil er für mich eine Wahrheit im Leben darstellt. Wie ein Kind erfreut sich der Rocknroll an seinem Dasein. Ohne listige Hintergedanken, ohne versteckte Absichten ist er einfach nur Selbstzeck. Klar wird er für alle möglichen Sachen mißbraucht. Wird verantwortlich gemacht für Gewalt, Drogensucht und frühe Todesfälle. Tatsache ist, daß es ihn trotz all jener bösen Stimmen immer noch gibt. Die Menschen spüren instinktiv das Echte und fühlen sich von ihm magisch angezogen. Manche opfern theatralisch ihr Leben, andere sehnen sich heimlich danach und verraten es keinem. Es muß nicht ausgerechnet der Rocknroll sein. Jeder wird seine eigene Liebe kennen. Für manche ist es der Sport, für andere das Glücksspiel, wieder andere machen ihre Arbeit oder ihre Kinder zu ihrem Lebensinhalt. Für alle Menschen gibt es etwas, wofür sie ihre Kraft anstrengen und an das sie unerschütterlich glauben. Es ist ihre Wahrheit.

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