Roman: Lampenfieber, 3. Kapitel

Vom Empfang aus läßt Hendrik ein Taxi rufen. „Ahornstraße“, sagt er zum Fahrer. Eine Hochhaussiedlung türmt sich bald auf vor Hendriks dunklen Augen. Hier wohnt Anna. Hendrik geht durch die Tiefgarage in das Gebäude, vorbei an 14/5.2, dem leeren Parkplatz ihres Ehegatten. Er benutzt den Fahrstuhl bis in den vierzehnten Stock. Anna entdeckt Hendrik im Türspanner und bricht schon in Lachen aus, ehe sie die Wohnungstür ganz geöffnet hat. „Wie siehst du denn aus!“ schallt es sichtlich amüsiert aus ihr heraus. Dabei ist sie selbst keinesfalls zeitgemäß gekleidet: Es ist elf Uhr durch und Anna trägt nichts weiter auf dem Leibe, als einen schwarzen Slip und einen roséfarben seidenen Morgenrock, der ihr, in der Mitte offen, über die großen Brüste fällt. „Bitte tretet ein, Eure Durchlaucht“, scherzt sie, hüpft ihn gackernd an und drückt Hendrik einen dicken Kuß auf seine Lippen. „Ich habe solange nichts mehr von Dir gehört, mein Braunauge“, behauptet sie im vollen Ernst. Letzte Woche hatten sie erst gefickt und Mittwoch traf er sie bei den Bühnenaufbauten. Arthur unterhielt sich mit ihr.
"Was soll denn dein Aufzug? Was ist mit Deiner Stirn? Ich habe heute morgen erfahren, daß das Stück gestern abgesagt werden mußte...? Erwin ist deswegen unterwegs, er sah besorgt aus. Was ist denn passiert", fragte sie Hendrik, halb besorgt, halb in Fumeleien in seinem Rüschenhemd vertieft.
"Kann ich mich duschen?" Erwin würde noch mindestens eine Stunde brauchen, wenn er wirklich zum Theater gefahren ist.
"Ja, natürlich mein Schatz. Ich leg´ Dir ein paar Sachen von Erwin raus, dann gehörst du auch wieder zu unserem Jahrhundert!" Sie lacht, zwinkert mit den kleinen grünen Augen und tänzelt unentwegt um Hendrik herum, so daß ihr hier und da eine ihrer schweren Titten unter dem Morgenrock hervorlugt, um den Besuch auch mal zu beschnuppern.
Hendrik ist heute nicht heiter. Er versucht sich an gestern abend zu erinnern - auf einmal wollte er nicht mehr spielen. Das Duschwasser plätschert ihm angenehm heiß auf die glatte braune Haut, den dunklen Teint hat er von seinem Vater, einem Inder. Seine Muskeln sind straff geformt und heben sich gut ab von seinem kräftigen Skelett. Er läßt Wasser in seinen Mund und wieder hinauslaufen. - In der schwarz-gedimmten Masse blitzen ihn Gesichter an, er hat schreckliche Angst vor ihnen, Panik auf den Brettern. Ungespielt, wie war das? Zusammenbruch. Er dreht die Brause zu, trocknet sich ab. Die Sachen von Erwin passen in der Länge, vielleicht im Bund etwas zu weit, aber nicht viel. Duftend und adrett aussehend betritt er wieder, vorbei an der großen Küchentheke, den sonnendurchfluteten Wohnraum, in dem er erst vor ein paar Minuten von Venus im Morgenmantel begrüßt wurde. Wo ist sie? Hendriks Blick schweift über das helle Parkett: Anna hat darauf eine Kleiderspur für ihn gelegt, was ja nicht einfach ist, wenn man wie sie nur zwei Stoffe auf der Haut mit sich führt. In Richtung des Schlafzimmers liegt, von ihrem Körper ab - vor kurzem anmutig zu Boden geglitten, der Morgenmantel drapiert! Am Fuße der Dunkelheit, die den Jäger aus der offenen Schlafzimmertüre geheimnisvoll anschaut, der nächste Hinweis: Im Türrahmen, wo der flauschige Teppich beginnt, ein schwarzes Höschen. Zum Frühstück Sex. Hendrick würde jetzt lieber etwas essen. Das Schwarz starrt ihn unverhohlen an. Anna hat die Jalousien heute morgen immer noch nicht hochgezogen! Sie braucht ihren Körper doch nun wirklich nicht zu verstecken. Er ist makellos und, so denkt Hendrik - viel zu Schade zum verheiratet sein.Wenigstens führt die Besitzerin dieser vollkommenen Fleischproportionen eine, wie soll man sagen..., offene Ehe! Aus dem Zimmer klingt dumpf ein leises Rütteln, ein winziges Krachen und in eben diesem Augenblick erblickt Hendrik Annas nackten Körper, getaucht in tausend kleine Lichtstreifen. Sie sprudeln durch die nun leicht angehobene Jalousie in den Raum, machen die Luft sichtbar und umspielen die rosige Haut der Nackten wie kristallklares Wasser. Anna sieht Hendrik durch den Rahmen wie einen Apoll in ihr Liebesgemach eintreten. Sie spreizt ihre Schenkel in ebendem Tempo, in dem er auf sie zuschreitet. Das Licht fließt gar zu herrlich über ihre goldblonde Scham. Sie winkelt die Beine ein wenig an und er hört ihre kleinen Fußsohlen über das Laken streifen. Henrik spürt, wie er in Erwins Flanellhosen eine Erektion bekommt.
"Warum hast du dir denn die Sachen schon angezogen, kleines Dummerchen", sagt Anna und ihre weiße Zahnreihe blitzt im Lichtspiel.
"Zieh dich sofort wieder aus!" Hendrik befolgt diesen Befehl nur allzugern. Den Pipel lotrecht in Erwins Beinkleidern, das mutet ihn doch allzu grotesk an. Er entkleidet sich rasch, steigt aufs Bett, sein Zapfen wackelt etwas vor ihrem Spundloch, Anna ergreift sich den Emporkömmling und schon hat sie sich ihn einverleibt. Sie stöhnt an der Seite seines Kopfes, knabbert ihm am Ohrläppchen, während er rhythmisch in sie stößt. So fest sie kann hält sie ihn mit Beinen und Armen umschlungen - will ihn erdrücken, ganz in sich drücken. Auf und nieder gleitet er durch ihre herrlich heiße Paste, der Lustbrunnen gluckst und gurgelt. Heißkalte Schauer überlaufen sie, auf dem Höhepunkt der Geilheit will Hendrick - endlich spritzen - sich in der Liebesgöttin versprühen...

Tropfnaß ist der Regenwald. Eben haben sich noch die Wassermassen vom Himmel auf die riesigen Blätter der tropischen Pflanzen hinuntergestürzt. Zuerst auf die hohen Baumkronen der mahagoniehölzernen Urwaldkolosse, dann von Etage zu Etage, immer tiefer durch die schwulstige Vegetation, bis auf den dünnen Humusboden, daß sich Rinnsale, Bäche und Flüsse bilden. Schon spülen sie um die riesigen Wurzelwerke und, so plötzlich der heißkalte Schauer kommt, zieht er in diesen Fluten vondannen. Die Sonne scheint wieder und überall glitzern die Tropfen über quadratmetergroße Grünplateaus. Seltsame Geräusche erschallen, Tierschreie, urzeitliche Vogellaute, wildes Gehopse der Affen - überall raschelt es. Trommelrhythmus ist zu hören. Kräftige braune Männer klopfen in einer langen Reihe und mit ihren weiß eingemehlten, knochigen Händen auf Bambus. Mit Schlaghölzern auf ausgehölte Äste und Baumstücke, auch auf Stoßzähne, teilweise sind ihre Instrumente mit Tierhaut kunstvoll bespannt. Alle gehorchen sie ekstatisch dem Rhythmus, folgen dem Takt des Dschungels. Die höchsten Priester sind anwesend - haben ihre Meditation in den Berghöhlen unterbrochen. Sie nehmen ihre Plätze ein, auf Steintribühnen und in den Baumlogen. Der ganze Stamm der Nyber ist in Aufruhr. Diese Nacht wird erneut der Vollmond über ihre Sippe erstrahlen und Razon, der Gott der Fruchtbarkeit, hat es regnen lassen. In diesem Wasser hat er sie heute geweiht und gewaschen - damit ist beschlossen: Heute ist ein Opfertag! Heute wird sich Razon zeigen, die jüngsten Stammeskinder haben ihn noch nie gesehen. Er ist ein sonderbares Wesen: halb Mensch, halb Tier. Sein Unterkörper ist der eines Mannes, immer sind seine Gelenke in Bewegung - nie sieht man ihn ruhen. Sein unbedecketes Geschlecht schlägt hin und her in seinem schnellen Laufe. Oben ist er kein menschliches Wesen mehr. Ein dichtes Fell überzieht seine kräftige Brust, seine Arme sind Vorderläufe, die in Pranken enden. Seine Krallen sind spitz wie vom Blitz zerborstenes Holz. Sein Gesicht verunstaltet eine riesige Wolfsschnauze und er flätscht die Zähne. Wo die langen scharfen Beißreihen in seinem Rachen enden, darüber liegen tief seine schwarzen, kleinen Augen, welche schon den Anbeginn der Welt, den allerersten und seine Existenz schauten.
In einer der großen halbkugelförmigen, dunkelbraunen Hütten aus augenscheinlich unentwirrbarem Astgeflecht, in denen bis zu einhundert Stammesmitglieder Platz finden können, stehen jetzt nur einige Frauen um die entkleidete Anastasia herum. Sie salben ihre elfenbeinerne Haut, ummalen mit zu Pulver gemörsertem Smaragd ihre bergseeblauen Augen. Unter den Eingeborenen ist sie die einzige mit dieser Haut, die einzige mit dieser außergewöhnlichen Farbe der Iris. Als Kind fand sie zum Stamm der Nyber. Über ihre leiblichen Eltern weiß sie nichts; der Stamm ist ihre Familie geworden. Wie liebevoll und herzensgut sie, nicht zuletzt aufgrund ihrer wachsenden, anmutigen Schönheit, in die Stammesgesellschaft aufgenommen wurde, zeigt die übergroße Ehre, die ihr heute zuteil wird. Sie ist eine Auserwählte und darf den Harem Razons schmücken. Sie ist eine der Glücklichen und sie darf es sein, die dieses Mal den Gott durch ihren würdevollen Tod besänftigt. Sie wird den Stamm mit ihm versöhnen und es wird allen Menschen hier weiterhin gut ergehen. Wenn die Trommeln aufhören zu schlagen und die Sonne im Zenit steht, wird er kommen und sie aus dieser Welt nehmen. Bis dahin werden ihr diese lieben Frauen, einige sind in den unbeschwerten Kinderjahren zu ihren besten Freundinnen geworden, die Haare sorgsam mit Verzierung flechten und mit ätherischen Ölen ihrer Haut einschmeicheln. Wie alle sie beneiden!
Endlich treten die Frauen ins Freie: Anastasia in ihrer Mitte, in glänzendem Haar und funkelnder Haut gekleidet, rein und wie an diesem Tage erneut geboren. Alle gesunden Nyber, sogar einige, die sonst liegen und gepflegt werden müssen, haben sich vor der großen Opfertreppe, der Sterbebühne, versammelt. Welch ein schönes Opfer sie heute bringen! Schon schreitet die kleine Gruppe die Treppe empor und Anastasia fühlt unter ihrem Bauchnabel, auf dem sie die Sonne kitzelt, die Aufregung ziehen. Mit der höchsten Stufe endet die Treppe in Luft und ein schwacher, milder Wind umspielt ihre langen blondbraunen Haare und die Schleifen darin. Auf dieser letzten Stufe stehen, eingelassen in den Stein, zwei mächtige Pflöcke und die Frauen binden Anastasia dazwischen. Für den kurzen Rest ihres Lebens ziehen von rechts und links die Pflöcke mit Lianen an ihren schmalen Handgelenken. Die Freundinnen nehmen von ihr Abschied, küssen sie auf den roten Mund. Sie steht allein. Die hellgelbe Sonne kann nun nicht viel höher durch den wolkenfreien Himmel steigen. Sie schwitzt. Das Opfer sieht mit dem Blau ihrer Augen über die Eingeborenen hinweg in das Grün des Dschungels, hört über das Gemurmel des Treppenfußes die Urwaldgeräusche sich legen. Alle ihre Sinne sind scharf, erwarten Razon und den nahen Tod, den er ihr bringen wird. Kein Mann durfte sie je in ihrem Leben berühren - sie ist die Braut eines Gottes. Ihr weibliches Genital schwitzt. Da sieht sie ihn, das Wesen, aus der Tiefe des Regenwaldes kommen, den Weg bahnen durch die kreischende und zurückweichende Menge. Er tut ihnen nichts. Er weiß, daß er das beste Stück Fleisch auf der obersten Treppe angebunden vorfinden wird! Er bewegt sich so schnell, rast die Stufen zu Anastasia hinauf.
Elf mal schon hat sie als Mädchen eine Opferung von dort unten gesehen, hat den furchterregenden Gott einmal sogar beinahe berührt, als er - damals noch - an ihr vorbei hitzte, die Treppen hoch. Von unten sieht es anders aus. Das Wesen lief fort. Nun stürmt es zu - auf sie! Die Trommeln zerspringen und salben den Opferleib von innen. Sein Maul kommt immer näher und es trieft daraus der weiße Schaum zwischen den Reißzähnen hervor. Indem sie den Kopf in den Nacken wirft, streckt sie ihm die Kehle geradeaus entgegen. Das lange goldene Haar mit den darin verflochtenen Blumen und Bändern gleitet ihr strähnend bis an die Poritze. Ihre transpirierenden Schenkel bilden zwei Tempelsäulen aus Elfenbein, sind Urwaldstämme an denen der Regen hinunterperlt. Gleich hat der Minotaurus sie erreicht. Ihre Arme ziehen so fest sie können an den Fesseln, wollen an den Körper zurück. Sie spürt seinen Odem an ihrem gespannten Hals. Razon beißt zu. Der Augenblick des Todes ist gekommen.

Hendrik fühlt diese sonderbaren Sekunden des Orgasmus und es schießt aus ihm hinaus, durchströmt Annas Scheidengang und sie dreht und windet die Pussy wie ein schnurrendes Kätzchen um eine stoßweise ejakulierende Achse. Sie preßt einen Schrei hervor, wobei sie Hendriks Zähnen ihren vibrierenden Hals entgenstreckt. Zärtlich küßt er ihre Gurgel. Sie schnappen nach Luft. Sein Glied erschlafft schließlich in ihr. Sie muß ihn freigeben und während sie sich im Bett aufrichtet, um sich und ihm eine Zigarette anzustecken, tropft ihr sein Sperma wieder aus der Scheide heraus aufs Laken. Die Zigarette beruhigt den beiden ihre durchgeschüttelten Hormonhaushalte, allerdings unterbricht ein unverhoffter Adrenalienausschub ihr Vorgehen: Erwin schließt die Wohnung auf und steht schon im Wohnzimmer.
"Anna Liebes, wo bist du?" Er vermutet sie im Bad, dessen Scheiben noch halb beschlagen sind - zu heiß hat Hendrick geduscht. Dieser schlüpft gerade unter ein riesiges Plumeau und Anna häuft reichlich Plüsch und kleine Kissen auf ihn - für ein besseres Versteck ist keine Zeit. Sie bleibt neben dem Ehedieb im Bette sitzen, das Plumeau umschlingt ihr selbst noch die Hüfte bis runter an die Zehen. Vom Nabel an aufwärts bleibt sie nackt und ihre Brüste quillen ihr aus dem Rahmen hervor, den ihre Arme jetzt um das Bild ihres Torso bilden. Ein Kopfkissen im Rücken und mit den blondbraunen Haaren auf der Schulter gekräuselt zieht sie keck am Glimmstengel, beobachtet die offene Schlafzimmertüre.
Erwin betritt das Schlafzimmer: „Verdammter Hendrik Kruger!“ Anna zuckt zusammen, fast fällt ihr die Zigarette aus der Hand, Hendriks seine liegt übrigens hastig ausgedrückt im Aschenbecher auf Erwins Nachtschrank. Der junge Liebhaber schwitzt unter dem Dunkel mit weit aufgerissenen Pupillen - schwitzt mehr als bei dem soeben vollzogenen Geschlechtsakt. Erwins Blicke hasten unstet durch den Raum, über Annas Brüste, suchen ihre Augen, die im Schattenstreifen einer Jalousierippe verweilen und sehen nur ihren vollen roten Mund, den die Sonne schamlos bescheinen darf. Der Lippensaum umschließt betont ruhig die Zigarette, gibt sie wieder frei, Rauch wirbelt majestetisch und in Zeitlupe einen um den anderen Lichtstreifen entlang. Seinem optischen Spiel verloren folgend spricht der Gatte jetzt zur Seite gewand:
"Wenn ich diesen Bastard erwische, werd´ ich ihn in Stücke reißen!" Der Alfa-Fahrer ist in diesem Augenblick keine zwei Meter von seinem Ziel entfernt, welches unter der Federdecke und den Kissen, heiß verpackt, seinen Atem an Annas runden festen Schenkel kondensiert - wo das Wasser hinabperlt am glatten Baumstamm im Regenwald, Heimat der Nyber... Das beruhigende Nikotin kann der Frau nicht verhindern, daß die Nippel sich auf den Brüsten wieder aufrichten, eichelgroß und hart werden. Erwin ist viel zu aufgebracht, um etwas zu bemerken. Er läuft auf und ab, flucht und verläßt schließlich das Zimmer.
In der Wohnküche hört man Spiegeleier in der Pfanne braten. Anna gibt Entwarnung und Hendrik faltet sich schnell aus seinem feuchten Versteck, springt hastig in Erwins Garderobe, die bisher unbemerkt am Bettfuße vor sich hin döste, und verläßt die Wohnung, - nicht zum ersten Mal, über den Schlafzimmerbalkon. Abschiedskuß, dann Abgang über die Feurleiter, aufs Dach und runter mit dem Aufzug.

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