Das Leben einer Hosentasche

Es war wie immer Mitternacht, in der sich die Dinge ereigneten: Ich fühlte, an mir wurde gezerrt und ich wurde eingequetscht; zuguterletzt steckte man mir auch noch die Faust in den Bauch!
Naja, ich war gewohnt, daß ich nichts zu sagen hatte. So überraschte es mich nicht schlecht, daß man mir, trotz aller unfreundlichen Behandlung, etwas anvertraute:und zwar bares Geld!
Zuerst trug ich es eine Weile lang, dann aber wollte ich die Chance nutzen und mich einmal rächen.
Langsam, damit es niemand merkte, lockerte ich meine Naht und bastelte ein großes Loch. Als es soweit war, daß das Geld verlorengehen sollte, wurde es aber doch bemerkt.
Der Hosen- und Geldbesitzer war so sauer auf mich, er krempelte mir das Innerste nach außen. Ich mußte kläglich ins grelle Tageslicht blinzeln. Seit meiner Geburt hat man mir nie mehr eine solche Schmach beigefügt. Als wäre es nicht genug der Pein, wurde ich auch noch gräßlichst gepiekt, man stelle sich vor: Fäden wurden mir bei vollem Bewußtsein durch den Leib gezogen...
Ich kann euch sagen, jetzt, da es wieder geliebte Nacht ist, nie wieder im Leben werde ich mich gegen die Dinge wie sie sind auflehnen. Niemals!

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