Der Drache

Gefangen in meiner Tropfsteinhöhle warte ich auf den Drachen, der sich draußen die Serviette umbindet, um mich zum Abendmahl zu naschen. Ich bin unterdess nur die Vorspeise. Nach mir kommen noch ganz andere Dichter dran: Eichendorff, Fontane, Hesse.
Heute Abend, in dieser traurigen Tropfsteinhöhle, wird das Untier uns alle nacheinander verspeisen.
Oh, nein! Die Tür knarzt. Es kommt rein. Ich schlottere, will mir die Bettdecke hochziehen...

Das Licht geht an, und mein WG-Kumpel kommt rülpsend ins Zimmer:
"Wieso schläftst du? Es ist halb 1 durch."
"Weil ich letzte Nacht vielleicht bis sechs gearbeitet hab?"
"Na komm", sagt er und drückt mir ein eiskaltes Gaffel-Kölsch in die Hand. "Wir müssen los", während er seinem Drachenkostüm den letzten Schliff gibt. "Wo ist denn dein Siegfried-Helm?"
Draußen auf den Straßen tobte der Carneval.

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